Valencia sitzt auf einem Baumstamm. Nicht ganz im Wald, eher etwas außerhalb,

da wo die Bäume lichter werden. Die Sonne sucht sich ihren Weg, dringt durch die Baumwipfel

und wenn die vom Wind bewegten Blattdächer es zulassen, erwärmen einige Strahlen Valencias Gesicht und Arme.

Sie fühlt sich heute nicht gut. Sie fühlt sich in letzter Zeit oft nicht gut. Sorgen machen sich

in ihr breit. Und Ängste.

Sie denkt an Marie , an ihre Tochter. Ihr geht es ebenfalls nicht gut.

Sie ist gerade in einem Alter in der sich alles verändert. Das Aussehen, der Körper, das Wahrnehmen.

Marie ist gerade da wo das Alte geht und Neues noch nicht ganz da ist. Da, wo sie loslassen möchte und doch noch dran festhält. Da wo sie springen möchte und es ihr Angst macht, weil sie nicht weiß, wo sie landen wird

Marie hat in letzter Zeit vieles weggegeben. Ihren Kinderkram, den sie nicht mehr braucht, weil sie ja jetzt groß wird.Was sie gleich noch mit weggibt sind ihre Haare. Ihre schönen langen Haare, die immer weniger werden..

Die ihr ausfallen.

Valencia fühlt und vertraut tief in ihrem Inneren, das alles so sein darf und richtig ist.

Wenn da nur nicht diese unbestimmten Ängste wären, die sie lähmen. Sie fühlt auch, wie sie sie wegschieben möchte, sie nicht sehen möchte, sich nicht damit beschäftigen möchte.

Sie atmet tief ein und ein leichtes Seufzen weicht durch ihren Lippen. Ihre Finger fahren über den Stamm auf dem sie sitzt und nehmen seine rauhe strukturierte Oberfläche wahr. Sie reckt das Gesicht gen Himmel, spürt den Schutz der Bäume und plötzlich macht sich ein Gedanke breit.

Ich darf das.

Ich darf meine Ängste und Sorgen da sein lassen. Ich muss sie nicht wegschieben, oder verleugnen.

Ich darf sie wahrnehmen und spüren.

Und so beginnt sie, sobald sich ein Unwohlsein breit machen möchte, zu sagen, ich darf das.

Ich darf das fühlen.

Ich darf das. Es gehört zu mir.

Und als sie spürt wie sich der Widerstand in ihr langsam zu lösen beginnt, um Dankbarkeit

in ihr Herz zu lassen, bemerkt sie auch, wie es leichter wird.

Und sie ist wieder zuversichtlicher. Sie weiß, das sie mit Marie auf dem richtigen Weg ist.

Sie vertraut sich wieder. Und sie kann Marie nun sagen, wenn sie verwirrt unglücklich ist.
Du darfst das.